Sehr geehrter Herr Bürgermeister Douwes, hallo Theo,
ich beantrage im Namen unserer Fraktion, die Wegränder an den Gemeindestraßen in Westoverledingen künftig ökologischer zu bewirtschaften und einen entsprechenden Tagesordnungspunkt für die nächste Sitzung des Ausschusses für Umweltfragen und Naturschutz vorzusehen.
Beschlussvorschlag:
Die Wegränder der Gemeindestraßen in Westoverledingen werden zum Erhalt der Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen und als wichtige Nahrungsquelle für Bienen und Insekten künftig außerhalb geschlossener Ortschaften entsprechend der Empfehlungen des NLWKN bewirtschaftet.
Begründung:
Bunte Wegränder mit Wildblumen wie Schafgarbe, Kamille, Kuckucksblume, Klatschmohn, Wiesenmargarite oder Butterblume findet man bei uns immer seltener. Eine der Ursachen für den Verlust dieser Artenvielfalt ist die häufige und aus ökologischer Sicht oft falsche Mahd.
Dabei sind Weg- und Feldränder etwas ganz Besonderes. Sie nehmen viel mehr Fläche ein als alle Naturschutzgebiete zusammen. In Westoverledingen gibt es rd. 400 km Wegränder an Gemeindestraßen. Viele Raine sind heute leider nur noch schmale Grasstreifen. „Von Haus aus“ sind Raine aber das einzige zusammenhängende größere Ökosystem, welches vom Frühjahr bis zum Frost blüht. Blüten bedeuten Nahrung für Wildbienen und Insekten, und daran mangelt es in unserer Landschaft immer mehr. Das ist nicht nur für Insekten schlecht, sondern auch für die Vögel, die sich von den Insekten ernähren, für die Bestäubung unserer Nutzpflanzen und damit nicht zuletzt für uns Menschen selbst. Die Wegränder sind wichtige Lebensräume und Korridore für Tiere und Pflanzen. Durch den Verlust der Wegränder geht zudem ein typischer, prägender Aspekt unserer Kulturlandschaft verloren.
„Weniger ist mehr“, sagte in diesem Zusammenhang Niedersachsens Umweltminister Lies am 22.05.2018, und das …“gelte auch für Straßenränder oder Verkehrsinseln“. Deshalb hat der ihm unterstellte Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) Empfehlungen zur ökologischen Bewirtschaftung der Wegränder herausgegeben:
http://www.nlwkn.niedersachsen.de/service/veroeffentlichungen_webshop/schriften_zum_downloaden/downloads_bluehende_raine/veroeffentlichungen-zum-thema-bluehende-raine-natuerlich-voller-leben-zum-downloaden-44766.html
Darin sind ua. aufgeführt:
– keine Pflanzenschutzmittel, keinen Dünger und kein schweres Gerät einsetzen
– das Mähgut abräumen, nicht absaugen
– nur max. 2mal jährlich mähen
– die frühe Mahd nicht vor Mitte Juni
– die späte Mahd Ende September/Anfang Oktober
– nur abschnittsweise mähen oder nur einseitig
– nur einen Teil der gesamten Breite mähen (einfache Mähbreite)
– nicht zu kurz mähen (Schnitthöhe min. 10 cm)
Gegen das Insektensterben werden vielerorts, auch in unserer Gemeinde, Blühstreifen angelegt. ProNaturWOL führt mit unserer Unterstützung die Aktion „Westoverledingen blüht auf“ durch. Voraussetzung, dass diese Aktionen langfristig Erfolg haben, ist aber, dass die Wegränder ökologischer bewirtschaftet werden. Denn zB. nur durch eine späte erste Mahd können die Wildblumen Samen bilden und sich für das kommende Jahr selbst aussähen oder haben die Zwiebel-Blüher die notwendige Zeit zum „Einziehen“. Insgesamt bieten alle Wegränder durch eine ökologische Bewirtschaftung auch ohne weiteres Zutun das Potential für mehr Artenvielfalt.
Auch betriebswirtschaftlich kann diese Bewirtschaftungsform ein Erfolg sein. Denn weniger zu mähen bedeutet eine Ersparnis an Arbeitszeit/-lohn und Treibstoffkosten.
In der Anlage füge ich Bilder zweier Beispiele aus unserer Gemeinde bei. In Großwolderfeld am Hirtenweg wurde bei Mäharbeiten überhaupt kein Grünstreifen stehen gelassen. Es wurde sehr breit und sehr kurz gemäht, das Mähgut liegen gelassen. Alles sieht „ordentlich“ aus, für die Natur ist so aber kein Platz mehr vorhanden. Dagegen eine Collage von Bildern an der B70. Selbst an einer Bundesstraße können zwischen Straße und Radweg Wildblumen blühen.
Vielen Dank!
Mit freundlichem Gruß,
Herbert Buscher
Fraktion der Wählergemeinschaft MOIN im Rat der Gemeinde Westoverledingen